Ein Tag bei der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz
Seit 1992 ermöglicht der Kultursommer Rheinland-Pfalz Kulturprojekte aller Kunstsparten, die von Mai bis Oktober in Rheinland-Pfalz stattfinden. Er bringt ein attraktives Kulturangebot in die Städte, in den ländlichen Raum und an außergewöhnliche Spielorte. Er berät und vernetzt Freie Kulturszene sowie kommunale Veranstalter:innen und schafft Raum für Begegnungen. Jedes Jahr wird ein neues Kultursommer-Motto ausgeschrieben, das Impulse setzt – für eine lebendige Kulturszene in Rheinland-Pfalz! https://kultursommer.de
Der Tag heute begann um 9:00 Uhr in unserer Landeshauptstadt. Bei strahlendem Sonnenschein laufe ich am Rhein entlang zum Hauptsitz der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, wo mich Teneka Beckers schon erwartet. Die Geschäftsführerin des Kultursommers nimmt mich heute einen ganzen Tag lang mit und lässt mich in die Welt der Kulturstiftung eintauchen.
Kaffeekränzchen mit kult(urigen) Köpfen
Ja, der echte Kulturbetrieb startet hier mit einem informellen „Kaffee und Quatschen“. Locker flockig, wie es sich für echte Stifter:innen gehört. Wer sitzt eigentlich am Tisch?
- Teneka Beckers: Geschäftsführung & Künstlerische Leitung Kultursommer RLP
- Sabine Dewald: Assistenz der Geschäftsführung und Förderantrag-Flüsterin.
- Annette Herschelmann: Projektmanagement Musik & Leitung von „Echt Jetzt!“, den Kinder- und Jugendtheaterprojekten.
- Dr. Katharina Popanda: Geschäftsführung und Verwaltungsleitung (später digital zugeschaltet).
- Sigrid Deister, Nike Poulakos, Holger Wittgen, Kerstin v. Campenhausen, Matthias Krause – jede*r bringt ein anderes Talent für die Kulturförderwelt!
Wochenrückblick mit Förderfokus
09.30 Uhr, Mainz. Der Computer surrt, das Team sortiert sich und Dr. Katharina Popanda schaltet sich frisch und digital zur Runde – „Hybrid-Meeting“ heißt hier: Analog und digital fusionieren leichtfüßig und die Versammlung startet direkt und unkompliziert. Die Crew stellt sich vor, aber an diesem Morgen weiß jeder, wie viele Tassen Tee oder Wasser wirklich im Einsatz sind: Kein Koffeinschwemme, sondern konzentriertes Arbeiten ist angesagt. Nach der Begrüßung folgt gleich die Bestandsaufnahme: Der Wochenrückblick ist knackig. Projekte wurden beantragt und auf den Weg gebracht, Kunst kreativ gefördert und neue Pläne für die kommenden Tage gezimmert.
Deep Dive: Geschichte, Vermögen & Anliegen der Stiftung
10.00 Uhr – das exklusive Online-Meeting mit Katharina Popanda: Sie erzählt von der Gründung der Stiftung – damals ein revolutionärer Coup der Landesregierung, um die Kulturförderung dauerhaft von Haushaltslaunen abzukoppeln. Die Stiftung wurde am 17. Dezember 1991 von der Landesregierung gegründet und ist eine rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Mainz. Geführt wird sie von einem Vorstand und einem Kuratorium, darunter der Ministerpräsident und mehrere Ministerinnen und Minister. Die Geschäftsstelle befindet sich in Mainz und betreut Projekte, Förderanträge und die Organisation des Kultursommers; samt Künstlerhaus Edenkoben als operativer Arm für Stipendien und künstlerische Programme. Mit Erlösen aus der Privatisierung von Landesbeteiligungen wurde 1991 ein Startkapital geschaffen, um die Kulturförderung finanziell unabhängig und planbar zu machen. Die Stiftung verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke – gefördert werden sowohl klassische Kulturprojekte wie Ausstellungen und Konzertreihen als auch innovative Formate, Nachwuchsprogramme und die Bewahrung historischer Kunstgegenstände. Seit 1992 ist die Stiftung zudem Veranstalterin des Kultursommers Rheinland-Pfalz, der alle Kunstsparten von Mai bis Oktober landesweit sichtbar macht.
Treffen mit Teneka Beckers: Jubiläumsfieber & Konferenzplanung
Nach dem Gespräch mit Frau Dr. Popanda setzte ich mich wieder persönlich mit Teneka Beckers zusammen. In diesem direkten Austausch gewinnen die bevorstehenden Aufgaben Gestalt: Die Vorbereitung des Stiftungsjubiläums und die Planung der Landeskulturkonferenz werden hier gemeinsam reflektiert und konkretisiert. Theoretisch wie praktisch aus erster Hand wird bei der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz ein breites Spektrum an Fördermodellen angeboten, die weit über reine finanzielle Unterstützung hinausgehen. Besonders hervorzuheben ist der Kultursommer RLP, eine landesweite Initiative, die Kultur als lebendige Bürgerbewegung sichtbar macht und Menschen aller Altersgruppen mit viel Schwung und kreativen Programmen zusammenbringt. Ebenso wichtig sind Projekte wie „Echt Jetzt!“, die speziell junge Zielgruppen fördern und ihnen einen Raum für kreative Partizipation eröffnen. Die Förderung ehrenamtlicher kultureller Kleinprojekte sowie klassische Projektförderungen tragen dazu bei, kulturelle Bildung und Teilhabe für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Mit einem transparenten Antragssystem und dem digitalen Fördermanager wird außerdem der Zugang zu Fördermitteln erleichtert, sodass Kulturarbeit unkompliziert, inklusiv und zukunftsorientiert unterstützt wird. Trotzdem ist klar, dass bürokratische Prozesse und Ressourcenknappheit nach wie vor Herausforderungen bleiben.
Herausfordernde Arbeit
Die Kulturstiftung Rheinland-Pfalz steht unzweifelhaft vor spannenden, aber auch komplexen Fragestellungen, die sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten lassen. So bleibt offen, wie die Stiftung künftig gewährleisten kann, dass ihre Förderprogramme wirklich alle gesellschaftlichen Gruppen erreichen – insbesondere jene, die es traditionell schwerer haben, wie Menschen mit Migrationshintergrund, sozial Benachteiligte oder Menschen mit Behinderungen. Diese Herausforderung ist umso drängender, als kulturelle Teilhabe heute ein Schlüssel für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Chancengerechtigkeit ist. Auch der Weg hin zu einer nachhaltigen Balance zwischen Bewahrung bewährter kultureller Traditionen und der Förderung von Innovation sowie Digitalisierung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wie kann die Stiftung dabei flexibel bleiben, um aktuelle gesellschaftliche Veränderungen zu spiegeln, ohne den Kern der Kultur aus den Augen zu verlieren? Der digitale Fördermanager ist ein vielversprechender Schritt, um den Zugang zu Fördermitteln transparenter und einfacher zu gestalten. Dennoch stellt sich die Frage, inwieweit technische Lösungen wirklich alle Barrieren beseitigen können, ohne andere Zugangsprobleme zu übersehen – etwa mangelnde digitale Kompetenzen oder Ressourcen bei kleinen Initiativen. Zudem bleibt die Frage, wie junge Menschen systematisch stärker eingebunden werden können, damit ihre Perspektiven und Ideen die Kulturförderung aktiv mitgestalten und nachhaltige Impulse setzen. Beteiligungsformate und Jugendbeiräte sind hier mögliche Ansätze. Schließlich sind Kooperationen mit Kommunen, Kulturinstitutionen und Bildungsakteuren essenziell, doch wie gut und intensiv diese Netzwerke funktionieren und wo noch Potenzial für eine effektivere Zusammenarbeit liegt, ist ebenfalls Teil der laufenden Entwicklungsprozesse.
Es wäre also zu kurz gegriffen, alle Fragen als bereits gelöst oder abschließend geklärt zu betrachten. Vielmehr bieten sie offene Entwicklungsfelder und Ansatzpunkte für die Zukunftsplanung der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz. Der Diskurs darüber, wie Kulturförderung inklusiver, innovativer und nachhaltiger gestaltet werden kann, ist lebendig und wird die Stiftungsarbeit auch in den kommenden Jahren maßgeblich prägen.
Junge Zielgruppen, Partizipation & Zukunftsfieber
Ganz oben auf der To-do-Liste: Wie wird die Stiftung jung, frisch und partizipativ? Engagement für die nächste Generation, innovative Projekte, offene Beteiligungsformate und digitale Workshops – für alle, die Kultur nicht nur konsumieren, sondern aktiv mitgestalten wollen. Zwischen informellen Gesprächen, intensiven digitalen Analysen und dem Austausch über Fördermittel in Millionenhöhe bleibt eines klar: Hier wird Kulturförderung nicht trocken oder bürokratisch, sondern lebendig und mit einer gehörigen Portion Humor gestaltet. Die Kulturstiftung Rheinland-Pfalz ist der Ort, an dem Förderträume Realität werden können – und an dem sich ein Blogartikel fast von selbst schreibt. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass hinter der scheinbaren Leichtigkeit auch anspruchsvolle Herausforderungen und viel Verantwortung stecken, die oftmals Geduld, Kreativität und Flexibilität erfordern.
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